Digitale Assistenzsysteme – das ist erstmal ein etwas sperriger Begriff, der vieles bedeuten kann. Tatsächlich ist das eine Stärke dieser Systeme, denn sie lassen sich bei Bedarf an den Menschen oder auch dessen Arbeitsplatz und anpassen.

Was digitale Assistenten im Handwerk leisten können

Digitale Assistenzsysteme haben ein großes Potenzial, müssen aber auch an den Arbeitsschritt/Arbeitsplatz und auch oft an den Arbeiter angepasst werden. Die Exoskelette, die man in der Produktion einsetzt, um beispielsweise Entlastung für die Rückenmuskulatur der Mitarbeiter zu bieten, müssen auf die jeweilige Person eingestellt werden.

Im Handwerk liegt der Nutzen ganz klar in folgenden Punkten:

  • Der Echtzeitkommunikation auf der Baustelle,
  • dem mobilen Datenaustausch und der Planung,
  • die Bewegungsfreiheit bleibt erhalten,
  • weniger Fehler und Unfälle dank zusätzlicher Sensorik und Informationen.

Die Zeit, in der Kalender-Klingeltöne als digitales Assistenzsystem durchgingen, ist nun endgültig vorbei. Die Systeme werden komplexer, weil sie interaktiver werden. Das heißt: Sie erheben mehr Daten, tauschen diese aus und verarbeiten sie oder stellen zur Verfügung. Forschungsprojekte wie BauPrevent haben zum Ziel, Systeme zu entwickeln, die dem Nutzer in Echtzeit eine Rückmeldung geben, sodass dieser sein Verhalten ändern kann.

Wearables: Tragbar und effektiv

„Wearables“ ist ein Sammelbegriff für alle tragbaren digitalen Assistenzsysteme. Das fängt bei der bekannten SmartWatch an und lässt sich von dort noch deutlich genauer an die Branche und den Arbeitsplatz anpassen. Am weitesten verbreitet sind natürlich SmartWatches, da diese effektiv kleine Computer sind, die bestimmte Apps ausführen können. Die Bedienung ist einfach und intuitiv und sie sind immer „am Mann“.

So ermöglichen sie es, eine Organisation mobil vor Ort und in Echtzeit zu etablieren. Durch Planer-und Kalenderfunktion, Erinnerungen z. B. durch Vibration und die Anzeige von Tools wie MeisterTask erweitern sie die Möglichkeiten im Handwerker-Alltag. Damit stellen Digitale Assistenzsysteme ein einfaches und effektives Tool auch für Handwerker dar.

Zusätzlich können Sie z. B. eine Datenbrille (SmartGlasses) nutzen, die Informationen liefert und dank ihrer Sensorik Probleme am Arbeitsplatz erkennen kann, die für das menschliche Auge nur schwer auszumachen sind. Diese Lösungen sind dann schon speziell auf den Arbeitsplatz angepasst und meist auch noch etwas zu teuer um im Handwerk gewinnbringend eingesetzt zu werden. Das Projekt ConWearDi hat zum Ziel, Baustellenplanung und Wearables erfolgreich zu vereinen und auf die Baustelle zu bringen.

Drohnen

Drohnen stellen eine Form der Assistenzsysteme dar, die schon heute erfolgreich im Handwerk eingesetzt werden. Sie ermöglichen es den Betrieben, unterschiedliche Perspektiven auch z. B. von schwer begehbaren Gebäuden zu erhalten, auch bei eher schlechtem Wetter. Durch die Präzision der Sensorik und die Datenübertragung auf die entsprechenden Programme können so sehr effizient Baustellen modelliert und geplant werden. Und das wichtige dabei: All das passiert unkompliziert und schnell, ohne großen Personalaufwand, mit hochwertigen Daten und völlig papierlos!

In Zukunft ist damit zu rechnen, dass Drohnen auch mit Hilfe einer smarten Brille gesteuert werden können. Die Arbeitsschritte, die jetzt noch etwas ungewohnt und holprig wirken können, werden nach und nach einfacher und intuitiver.

Über das Handwerk hinaus: Assistenzsysteme in der Produktion und Logistik

Produktion und Logistik sind Bereiche, die sehr von digitalen Assistenzsystemen profitieren können. Der Grund dafür ist, dass dort viele repetitive Arbeitsschritte anfallen, die einfach automatisiert oder durch ein Assistenzsystem verbessert/angepasst werden können.

Exoskelett-Anzüge, Datenbrillen und andere Wearables sind in diesen Bereichen auch gut einzusetzen, weil sie die Bewegungsfreiheit nicht zu stark einschränken. Während für einige andere Arbeiten z. B. in der Montage diese Accessoires stören können, sind sie in Produktion und Logistik gut anwendbar.

Die aktuelle Forschung kümmert sich nun darum, wie man diese digitalen Assistenzsysteme auch in die Montage oder das Baugewerbe einführen kann, so dass sie einen echten Mehrwert bilden und gut nutzbar sind („hohe Usability“).

Cobots

Cobots sind eine neue Reihe von Assistenzsystemen, die bisher vor allem in modernen Fabriken mit Menschen „zusammenarbeiten“. Diese Roboter können Bewegungen und Positionen ihrer menschlichen Mitarbeiter erkennen und darauf reagieren. Im Zusammenhang mit Arbeit 4.0 stellen sie eine Möglichkeit zur Gestaltung des Arbeitsplatzes der Zukunft dar. Bisher werden sie nur vereinzelt in der Praxis eingesetzt und sind auch vornehmlich für die Produktion und Fertigung/Montage konzipiert. Im Handwerk werden sie wohl nur in Einzelfällen Anwendung finden.

Anforderungen der Assistenzsysteme

Der Bericht des BMAS zum Einsatz digitaler Assistenzsysteme unterscheidet diese nach Anforderungsniveau. Was jedoch auffällt ist, dass es sehr viele Systeme gibt, die kognitive Funktionen unterstützen oder kurz gesagt „dem Beschäftigten das Denken abnehmen“. Digitale Assistenzsysteme sind meist mit moderner Sensorik ausgestattet, die den menschlichen Sinnen überlegen ist und dadurch neue, wertvolle Informationen liefern kann.

Was machbar ist, hängt natürlich vom jeweiligen System ab, aber auch von dem Menschen. Neben der Technologie ist die menschliche Komponente nur schwer messbar, da das Empfinden des Assistenzsystems subjektiv ist. Sprich, unterschiedliche Menschen reagieren unterschiedlich auf eine tragbare Uhr – sowohl das Gerät selbst als auch die Einbindung in den Arbeitsalltag. Das heißt, nicht nur der Mensch stellt Anforderungen an das Assistenzsystem, sondern auch umgekehrt. Die Gefahr ist, dass die Geräte auf Ablehnung stoßen und nicht genutzt werden, auch wenn es dafür keine messbaren Gründe gibt und sie der Mitarbeiter einfach als störend empfindet. Um sicherzustellen, dass die entwickelten Systeme auch tatsächlich genutzt werden, achten die Entwickler auf Anwenderfreundlichkeit, Ergonomie und die Akzeptanz. Diese psychologischen Aspekte sollen sicherstellen, dass das Assistenzsystem gut nutzbar ist, keine effektive Belastung darstellt und auch gern genutzt wird.

Im Handwerk wird es so schnell nicht passieren, dass Sie einen Roboter als Kollegen haben, da viele Arbeiten zu kleinteilig und komplex sind oder eine sehr große Genauigkeit erfordern. Dass Roboter theoretisch ein Haus bauen können ist da noch Zukunftsmusik. Auch die Kosten sind ein Faktor, der die digitalen Helfer noch etwas ausbremst. Kleine Sensoren in tragbare Geräte zu verbauen, ein Interface aufzusetzen, Datenaustausch zu gewährleisten etc. führt oft noch zu hohen Preisen. Doch die unterschiedlichen Lösungen werden stets weiterentwickelt und finden schon in einigen Gebieten Anwendung. Dass sie sich im Handwerk auch flächendeckend durchsetzen werden, ist damit nur noch eine Frage der Zeit.

Fazit

Digitale Assistenzsysteme breiten sich immer mehr aus, sowohl was die Anwendbarkeit als auch die möglichen Anwendungsgebiete betrifft. Sie unterstützen Menschen in der Entscheidungsfindung oder nehmen ihnen unliebsame oder schwierige Aufgaben ab. Wie genau die digitalen Assistenten eingesetzt werden können und sollen, ist nach wie vor eine Frage, die u. a. auch politisch auf Beantwortung wartet. Es wird z. B. auf der kürzlich abgehaltenen Dienstleistungstagung viel diskutiert – über die Sinnhaftigkeit des Einsatzes, und wie man sicherstellen kann, dass diese Systeme auch tatsächlich nur den Menschen unterstützen. Wie mit den gesammelten und geteilten Daten umgegangen wird, ist auch aufgrund der DS-GVO ein Punkt, der die Nutzer teils verunsichert. Hier gilt es, besonders den Mittelstand immer weiter und besser zu informieren und in die Lage zu versetzen, sinnvolle Systeme in einem guten praktischen Rahmen in seine Prozesse zu integrieren. Wenn dies gelingt, steht dem Erfolg der digitalen Assistenzsysteme nichts mehr im Weg.