Im Rahmen unseres Workshops ergab sich die Gelegenheit, mit Hermann Blattner (Geschäftsführer) und Manuel Gläser (Digitalisierungsbeauftragter) von der Christian Gröber GmbH, einem großen Stuckateurbetrieb im Raum Stuttgart, ein Interview zu führen. Wir sprechen über ihre Erfahrungen bei der Einführung der digitalen Zeiterfassung und weitere Digitalisierungspläne.

Digitale Zeiterfassung: Ein Erfahrungsbericht

Das Interview führte Daniel Rugel

Hallo Hermann, Hallo Manuel, danke dass ihr euch die Zeit nehmt. Ihr führt ja momentan die digitale Zeiterfassung in eurem Betrieb ein. Was hat dafür den Ausschlag gegeben und was erhofft ihr euch dadurch?

Hermann Blattner: Prinzipiell war das Kennenlernen der Firma Oswald ausschlaggebend. Als ich gesehen habe, was und vor allen Dingen wie dort alles gemacht wird, war es für uns die logische Konsequenz auch anzufangen unsere Prozesse zu digitalisieren. Und da ist die digitale Zeiterfassung eben ein wesentlicher Bestandteil.

Viele denken ja immer, dass sich die Mitarbeiter bei der Einführung der digitalen Zeiterfassung kontrolliert fühlen. Wie war das bei euch? War das für eure Mitarbeiter ein Problem?

Manuel Gläser: Anfangs waren unsere Leute schon skeptisch. Dadurch, dass wir diesen Prozess aber innerhalb des Förderprogramms „unternehmensWert:Mensch“ abwickeln, hatten wir die Möglichkeit, unsere Mitarbeiter von Beginn an mitzunehmen. Daneben hatten wir ja auch noch die Unterstützung von Michael Heil, der bei uns in einem Kick-Off Workshop die Mitarbeiter entsprechend eingestimmt hat. Dort wurde nochmal ausdrücklich erarbeitet, dass die Zeiterfassung nicht der Kontrolle, sondern vor allen Dingen der Optimierung diverser Prozesse in unserem Unternehmen dient.

Hermann Blattner: Wir können abschließend zu diesem Thema auch noch nicht so viel sagen, das kommt halt jetzt natürlich auch noch darauf an, wie wir unsere Bezahlmodelle darauf abstimmen. Das ist momentan noch ein schwieriges Thema, weil z. B. Fahrzeiten grundsätzlich nicht bezahlt werden sollen, andererseits aber teilweise auch schon bezahlt wurden usw. In dem Bereich wird es schon noch „knistern“ und dann ist natürlich auch entsprechendes Fingerspitzengefühl gefragt, das Ganze dann richtig umzusetzen.

Das heißt also, wenn ich euch richtig verstanden habe: Es ist schon sinnvoll, sich bei einem solchem Prozess externe Unterstützung zu holen. Oder denkt ihr, ihr hättet das auch intern lösen können?

Manuel Gläser: Es ist schon sehr gut, wenn jemand von außen dabei unterstützt und natürlich auch die Erfahrung hat, sowas einzuführen. Es steckt schon etwas mehr dahinter als manchmal vielleicht denkt, dafür bedarf es vor allen Dingen vernünftiger Vorbereitung.

Hat sich der Einsatz von digitalen Technologien in eurem Unternehmen irgendwie auf eure Organisationsstruktur/-kultur ausgewirkt?

Hermann Blattner: Klar, auch durch die anderen Projekte, die wir jetzt unter anderem auch mit euch zusammen machen haben wir letztendlich auch erst die Möglichkeit gehabt, jemanden wie z.B. den Manuel als Digitalisierungsbeauftragten bei uns einzustellen. Allein das ist schon eine riesige Umstellung für einen Handwerksbetrieb. Das wird am Anfang im Betrieb natürlich auch etwas kritisch beäugt, jemanden zu haben der jetzt nur für das Thema Digitalisierung zuständig ist. Aber das ist ja eigentlich nur das Samenkorn, das dann zukünftig sprießen soll, weil ja eigentlich erst jetzt so langsam diese ganzen Umstrukturierungen beginnen. Wir haben intern schon sehr viele Ideen und auf Veranstaltungen wie heute entstehen natürlich immer noch mehr Ideen. Da wird in Zukunft also noch viel mehr Umstrukturierung stattfinden über die wir momentan noch gar nicht nachdenken, weil wir noch gar nicht richtig wissen wohin die Reise gehen kann, soll oder wird.

Manuel Gläser: Im Endeffekt haben wir jetzt gerade den Grundstein gelegt. Und wenn dieser Stein erst mal ins Rollen kommt, werden natürlich noch viele weitere Dinge folgen.

Hermann Blattner: Ich muss auch sagen, dass ich das als Chef gar nicht alles allein leisten kann. Deshalb bin ich auch wirklich sehr dankbar, dass ich jemanden wie Manuel jetzt gefunden habe. Und natürlich auch den Michael Heil. Diese Kombi ist mich jetzt schon ziemlich ideal: Jemand der Ideen bringt, jemand der sie dann auch „abarbeitet“ und jemand wie ich, der das Ganze dann so ein bisschen steuern kann. Aber: Die Ergebnisse haben wir noch lange nicht, dass muss man auch sagen. Wir legen Spuren, aber wie sich das am Ende dann weiterentwickelt, auch von der Kostenseite her, das muss man abwarten.

Ok, es soll also Schritt für Schritt weiter gehen. Also nach der digitalen Zeiterfassung habt ihr schon die nächsten Meilensteine im Blick?

Hermann Blattner: Ja, also die Zeiterfassung war jetzt nur ein sehr niedrigschwelliger Einstieg in die ganze Thematik. Ich sehe auch die interne Unternehmenskommunikation und vor allen Dingen auch die Wertschätzung den Mitarbeitern gegenüber als enorm wichtig an. Also dass die Mitarbeiter auch in der Lage sind, selbständig Materialien zu bestellen beim Lieferanten, dass sie ihre Rapporte direkt selbst schreiben usw. Das ist für mich noch viel wichtiger als die Zeiterfassung, die für mich eigentlich nur ein protokollarisches Tool darstellt.