Was ist ein NFC-Tag?

Es handelt sich um einen aufklebbaren „Tag“ ungefähr so groß wie ein 10-Cent-Stück, auf dem Informationen gespeichert und wieder ausgelesen werden können, via Android-Smartphone. Er besteht aus einem Mikrochip, der in unterschiedliche Materialen eingearbeitet sein kann. NFC steht für Near Field Communication oder auf Deutsch „Nahfeldkommunikation“. Wie nah, fragen Sie sich? Nun, ungefähr vier bis maximal zehn Zentimeter. Damit ist sichergestellt, dass ein Scan nicht aus Versehen gestartet wird. NFC ist ein Funkstandard zur drahtlosen Datenübertragung und basiert auf der bekannten RFID-Technik. Die NFC-Technologie existiert schon ein paar Jahre, erfreut sich nun aber in Kombination mit anderen Anwendungen wieder höherer Beliebtheit, beispielsweise beim bargeldlosen Einkaufen. Ein weiterer Grund für den Anstieg der Popularität kann der geringe Preis sein: Einzelne Tags kosten meist unter 50 Cent, in größeren Mengen sogar unter 20 Cent, je nach Modell.

Anwendungsmöglichkeiten

Am besten demonstriert man die Möglichkeiten durch folgendes Anwendungsbeispiel: „Ein selbst konfiguriertes Tag in Form eines Aufklebers am Wohnzimmertisch, und Gäste müssen ihr Smartphone nur kurz dranhalten – schon verbindet es sich automatisch mit dem passwortgeschützten WLAN“[1].
Der Clou: Mit diesen Tags lassen sich automatische Befehle oder auch Daten einspeisen. Der Tag verfügt über einen gewissen, begrenzten Speicher. Dieser Speicher kann benutzt werden, um einen oder mehrere Befehle darauf anzubringen. Während 137 Byte für kleine Befehle oder Kontaktdaten ausreichen, lassen sich mit 888 Byte schon deutlich komplexere Dinge bewerkstelligen. Die Speichergröße kann aktuell bis zu 4096 Byte (4 MB) betragen und wirkt sich auf die Größe des Tags aus. NFC-Tags sind praktische Zeitsparer, weil man direkt und automatisch auf häufig genutzte Inhalte oder Anwendungen zugreifen kann.

NFC-Tags werden via App von dem Anwender programmiert bzw. eingestellt. Das „Programmieren“ besteht dabei je nach Wunsch entweder in der Auswahl typischer Befehle in der App, oder einer eigenen Programmierung für spezielle Zwecke. Die Möglichkeiten sind vielfältig, und auch an die Sicherheit (siehe unten) wurde gedacht – auch wenn mancher sagen mag, auf Kosten der Bedienbarkeit.

  • kontaktlose Transaktionen (z. B. „mobiles Bezahlen“)
  • Zugang zu digitalen Inhalten
  • Verbindung zweier elektronischer Geräte (z. B. Tablet und Smartphone, Datenaustausch)

NFC ergänzt sich damit hervorragend mit anderen drahtlosen Technologien wie Bluetooth. Es ist allerdings deutlich schneller, das mobile Bezahlen dauert nur eine Sekunde. Oder ganz konkret für alle Technikbegeisterten: NFC überträgt mit maximal 424 KBit/s. Damit ist die Übertragungsgeschwindigkeit geringer als jene von Bluetooth, allerdings werden auch deutlich weniger Daten übertragen. Meist ist die Bezahlen-Option für kleinere Beträge bis 50 Euro freigeschaltet, für höhere Summen wird ein zusätzlicher Nachweis verlangt. Übrigens: NFC-fähige Geräte können ganz einfach mit NFC-fähigen Geräten mit Bluetooth interagieren. Egal ob Lautsprecher, Drucker, Fernbedienungen, oder auch das Smartphone…innerhalb kürzester Zeit lassen sich die Geräte über ein einfaches Interface verbinden und Sie können diese nach Belieben steuern!

An dieser Stelle noch ein Hinweis: Prüfen Sie, ob Ihr Smartphone die NFC-Technik unterstützt. Meist ist dies der Fall, allerdings schneiden Android-Smartphones bezüglich Kompatibilität deutlich besser ab als iPhone und Co.

Einen NFC-Tag Programmieren oder Auslesen

Die Apps NFC Tagwriter by NXP, Trigger oder NFC Tools  beschreiben Ihre NFC-Tags universell. Um sich vorab ein besseres Bild machen zu können, finden Sie eine Auswahl an verfügbaren Befehlen hier:

  • Kontaktdaten hinterlegen
  • Mit geschütztem WLAN verbinden
  • Eine Website/URL aufrufen
  • Mit bestimmtem Bluetooth-Gerät verbinden
  • E-Mail verschicken
  • Telefonnummer anrufen
  • Eine App starten
  • geschriebenen Text vorlesen
  • SMS versenden

Der NFC Tagwriter beispielsweise kann so lange neue Befehle aufnehmen, bis die Speicherkapazität des Chips erreicht ist. Danach ist es möglich, einen Schreibschutz über die Befehle zu legen, sodass diese nichtmehr verändert werden können. Wichtig: Einmal benutzt, lässt sich der Schreibschutz nichtmehr entfernen.

Informationen über Tags auslesen: Auch zum Auslesen von Informationen ÜBER das Tag (nicht jene Daten auf dem Tag!) gibt es diverse Apps, wie z. B. NFC TagInfo. Über diese App können Sie sehen, welche Anwendungen auf einem Tag enthalten sind und bekommen den verwendeten Mikrochiptyp und den Hersteller angezeigt.

Sicherheit

Die Sicherheitsrisiken sind insgesamt sehr gering, auch weil sich über NFC keine allzu komplexen Dinge bewerkstelligen lassen.

Beim kontaktlosen Bezahlen ist es so, dass Diebe auch mit einem gesperrten Smartphone einkaufen können, allerdings muss dann immer noch die Grenze von 25 oder 50 Euro eingehalten werden. Dadurch ist ein darauf ausgerichteter Diebstahl relativ unlukrativ. Kommt bei Ihrer NFC-Anwendung ein Smartphone, eine SmartWatch oder vergleichbares zum Einsatz, wird die Transaktion über Host Card Emulation (HCE) mit einem Token ausgeführt.

Das bedeutet, dass Ihre persönlichen, echten Karten- und Personeninformationen durch ein eindeutiges digitales Identifikationsmuster ersetzt werden. Sprich, für das Bezahlen werden Ihre Daten selbst nicht verwendet. HCE ist eine Softwarearchitektur, die für NFC verwendet wird. Sie wird beispielsweise standardmäßig bei Android (seit Version 4.4) und Windows 10 genutzt, um Transaktionen zwischen Geräten zu sichern. Abgesehen davon ist die benötigte geringe Entfernung und Unauffälligkeit der Tags ein weiterer nicht zu vernachlässigender Sicherheitsaspekt.

Sicheres Bezahlen ohne Geldbörse ist auch mit Wearables in Kombination mit den Tags möglich. Der Nutzen liegt einerseits in der Bequemlichkeit, andererseits aber auch in der Möglichkeit, ohne Geldbörse mit Bargeld, EC-Karte etc. aus dem Haus zu gehen, beispielsweise zum Jogging, und dabei noch kleinere Einkäufe zu erledigen.

Wie bei anderen digitalen Geräten auch, können Sie einen Passwortmanager benutzen um Ihre Daten zusätzlich zu sichern. Entsprechende Apps wie NFPass bieten hier die wichtigsten Sicherheitsfunktionen.

Benutzung und Haltbarkeit

Bei der Benutzung der NFC-Tags können Sie die genaue Form frei wählen und mit Geräten kombinieren oder auch verstärken. So sind dünne Aufkleber für Visitenkarten genauso verfügbar wie robuste Aufkleber für den Einsatz im Auto. Beschichtungen mit Kunststoff versprechen eine gute Haltbarkeit und auch Tags in Form von Schlüsselanhängern sind verfügbar. So können Sie Ihr Smartphone auf den NFC-Tag ins Auto legen und dieser befiehlt dann dem Smartphone, die Navigation zu starten und Sie zum Ziel zu bringen. Komplizierte oder störende manuelle Bedienung von Geräten kann auf diese Weise automatisiert werden. Dies kann auch Vorteile für Anwendungen im Handwerk haben! Folgend stellen wir den Nutzen dieser Tags für Handwerk und Smart Home vor.

NFC-Tags im Handwerk

Für das Handwerk sind NFC-Tags nicht nur in Verbindung mit Smart Home interessant. Auch mit Programmen wie WinWorker lassen sie sich im mobilen Gerätemanagement einsetzen. Digitale Anwendungen auf der Baustelle und smarte Geräte können damit einfacher, besser und schneller gesteuert werden. Ähnlich den RFID-Tags können Sie Mitarbeitern Geräte zuweisen und auf dem NFC-Tags z. B. Kontaktdaten wie „Bohrmaschine von Hans Zimmer“ und weiteren Informationen hinterlegen und diese dann ganz einfach per Smartphone abrufen. Dies können beispielsweise auch aktuelle Statusinformationen oder Sicherheitsdatenblätter sein, die somit an jedem beliebigen Ort einfach zugänglich sind. Darüber hinaus bieten diese digitalen Informationen den Vorteil, dass sie nicht transportiert werden müssen (in einer Baustellenmappe), sondern einfach bei Bedarf abgefragt werden. Per Smartphone lassen sich einfach Informationen über Standorte, Entleiher und Verfügbarkeit registrieren und später entsprechend abfragen. Dazu gibt es auch passende Dienste wie UnTouch, die sich auf die Verwendung von NFC-Tags spezialisiert haben.

Anwendungsbeispiele

Mobiles Gerätemanagement: Geräte werden mittels NFC-Tags registriert sobald sie ausgegeben oder einem anderen Mitarbeiter übergeben werden. Dadurch weiß man, wo sich das Gerät befindet und es besteht keine Gefahr mehr, dass wichtige oder teure Geräte auf der Baustelle verloren gehen.

Mobile/digitale Zeiterfassung: Sie können eine mobile Zeiterfassung ganz einfach einführen, indem Sie einen entsprechenden NFC-Tag z. B. am Armaturenbrett oder der Ablage des Baustellenfahrzeugs anbringen. Die Mitarbeiter müssen dann nur ihr Smartphone an den NFC-Tag halten und schon wird die Zeit passend zum Arbeitsschritt gebucht. Diese Beispiele lassen sich auch noch wesentlich detaillierter ausbauen und einsetzen, sodass sich Arbeitsschritte, sowie die dazugehörigen Orte und Informationen beliebig kombinieren lassen. NFC-Tags helfen ganz unkompliziert, eine Übersicht zu haben und sparen dabei Zeit und Geld.

NFC in Wearables

NFCs kommen hauptsächlich in smarten Wearables, also tragbaren Geräten zum Einsatz. Es ist aber möglich, sie mit Hilfe einiger Kniffe auch an das jeweilige Smart Home anzubinden. Mit der Verknüpfung von NFC-Tags mittels IFTTT (leider nur auf Englisch verfügbar) und ein paar Klicks stehen ganz neue Türen offen. Näheres dazu lesen Sie hier.

Bei dem Begriff Smart Home werden moderne Handwerker hellhörig. Denn als eine vielversprechende Neuerung für das Handwerk wird Smart Home immer beliebter und stärker nachgefragt. Mit Hilfe von NFC-Tags ist es möglich, das Heimsystem noch deutlich besser an die individuellen Wünsche der Kunden anzupassen. Abgesehen von diversen kreativen Anwendungsmöglichkeiten bieten oft die Automatisierung von kleinen „Arbeitsschritten“ zuhause einen gewissen Mehrwert. Wie oft stellt man die Musik oder das Licht an oder aus? Eine gute Frage, auf die man die Antwort gar nicht unbedingt wissen möchte. Neben den Individualisierungsmöglichkeiten bietet die NFC-Technologie daher auch eine Zeitersparnis, indem man kleine und oftmals störende oder nicht von einem bestimmten Platz auszuführende Tätigkeiten ganz automatisch ausführen lässt.

NFC im Smart Home

NFC ermöglicht es, verschiedene Technologien durch ein einfaches Interface zu verbinden, besonders mit der Option von IFTTT. Dadurch ist es besonders im Zusammenhang mit Digitalisierung, Internet der Dinge und auch Smart Home eine interessante Möglichkeit, smarte Lösungen umzusetzen. Durch das Verbinden der simplen NFC-Tag-Befehle mit der Steuerung von Smart Home-Anwendungen können Sie mit minimalem Aufwand von jeder gewünschten Position im Haus aus ihre Heizung an oder aus schalten, das Heimkino aktivieren, Jalousien anpassen oder Beleuchtung ändern. Sprich: Alles, was mit Smart Home möglich ist, kann auch per NFC-Tag umgesetzt werden, durch Verbindung der beiden Komponenten mit IFTTT.

Wichtig: Wenn Sie Applets nutzen wollen, die auf andere Dienste (Facebook, Google Drive, Google Home etc.) zugreifen, dann geben Sie IFTTT dafür eine Zugriffserlaubnis auf Ihre Daten bei diesen Diensten.
Wenn Sie IFTTT nicht mehr nutzen, sollten Sie diese löschen. Die Möglichkeit dazu finden Sie in der Regel unter dem Punkt „Einstellungen“. Bei Facebook oder Dropbox müssen Sie dann noch die Unterkategorie „Apps“ wählen. Aber: Die Löschung Ihrer Daten muss nicht bedeuten, dass diese dann auch vollständig verschwinden. Wägen Sie daher genau ab, ob und welche Daten Sie in Verbindung mit Kanälen der App/Webanwendung IFTTT und Ihren Smart Home Geräten übertragen möchten!

Kurzanleitung IFTTT

In Verbindung mit Smart Home Automatisierung ist IFTTT schon etabliert. Wenn Sie sich dazu entscheiden, NFC-Tags in Verbindung mit IFTTT zu nutzen, stehen viele Individualisierungs- und Automatisierungsmöglichkeiten offen. Um eine Verbindung zwischen Geräten über IFTTT herzustellen, müssen beide die Software auch nutzen können. Ist dies der Fall, finden Sie in der IFTTT-App einen Channel (Kanal) mit dem jeweiligen Namen des Gerätes oder Dienstes. Bis zur Erstellung eines Applets (früher „Rezept“ genannt) geht es dann ganz einfach:

  1. Wählen Sie den Auslöser-Kanal (Kanal für den Trigger, z. B. Facebook)
  2. Wählen Sie einen Auslöser (z. B. „Ich wurde auf einem Foto markiert“)
  3. Erstellen Sie den Auslöser
  4. Wählen Sie einen Kanal zur Aktion (z. B. Dropbox)
  5. Wählen Sie eine Aktion (z. B. Download)
  6. Erstellen Sie die Aktion
  7. Das Applet ist erstellt!

Das hier beispielhaft gezeigte Applet wird nun auf Ihre Facebook- und Dropboxdaten zugreifen und sobald Sie von jemandem auf einem Foto markiert werden, dieses Foto in Ihren Dropboxordner herunterladen.

Analog ist es möglich, beispielsweise Ihr smartes Beleuchtungssystem mit der Smart Home-Klimaanlage so einzustellen, dass bei hohem Kohlenstoffdioxidgehalt oder Kohlenstoffmonoxidgehalt jeweils bestimmte Farben Licht angezeigt werden. So werden Sie über mangelnde Luftqualität oder auch Gefahren aufgrund von Kohlenstoffmonoxid benachrichtigt. Oder Sie verbinden Ihren Bewegungsmelder neben dem Bett mit der Kaffeemaschine und haben gleich nach dem Aufstehen schon automatisch den ersten Kaffee. Nur trinken müssen Sie noch selbst. Oder, oder…Auch Lifestyle-Individualisierung wie „Twittere meine Facebook-Statusupdates“ sind verfügbar und für junge Familien, die sich für Smart Home interessieren potenziell interessant.

Auf die gleiche Weise, wie Sie Facebook und Twitter verbinden, können Sie auch NFC-Tags mit Twitter/Facebook/Dropbox/Ihrer smarten Kaffeemaschine etc. verbinden. Damit eröffnen sich extrem viele Möglichkeiten, auf individuelle Kundenbedürfnisse einzugehen und Smart Home-Anwendungen anzupassen und weiter funktional zu verknüpfen.

Fazit

NFC-Tags sind eine bisher noch zu wenig beachtete Technologie, die nun eine weitere Chance erhält. Durch gesunkene Preise und eine deutlich größere Bandbreite an Verbindungsmöglichkeiten sind die Voraussetzungen nun günstig. Spielend leicht lassen sich Geräte verbinden und kleine, aber häufige Arbeitsschritte und Zeit einsparen. Auch den Individualisierungswünschen der Kunden sind keine Grenzen gesetzt, was sich wiederum positiv auf die Kundenbindung auswirkt.
Als Manko kann man die geringe Reichweite sehen, und nicht jeder (ältere) Kunde wird die Programmiermöglichkeiten selbst nutzen wollen. Daher ist es sinnvoll und wichtig, in Verbindung mit smarten Technologien und Wearables entsprechende Dienstleistungen anzubieten. Verbesserungsfähig ist die Unterstützung auf iPhones, was jedoch noch genauer erforscht werden muss. Denn grundsätzlich erlaubt Apple mit seinen Produkten auch die Nutzung von NFC-Tags, lediglich die Umsetzung scheitert noch bei einigen Geräten.

[1] Vgl. https://www.techstage.de/ratgeber/Android-Was-mit-NFC-Tags-alles-moeglich-ist-4150538.html